- Wissenschaftler haben einen Weg gefunden die beim Kaffee trinken entstehenden Emotionen zu messen.
- Durch die Methode sollen die Bewertungen bei Cuppings (Kaffeeverkostungen) objektiver werden.
- Neben Kaffee könnte die Methode bald auch bei anderen Lebensmittel wie zum Beispiel Wein zum Einsatz kommen.
Wie reagieren Sie auf einen wirklich ausgezeichneten Espresso? Sind Sie zufrieden? Lächeln Sie? Macht ein Schluck Sie vielleicht sogar glücklich? Und was ist, wenn Sie einen richtig schlechten Automatenkaffee trinken? Geht Ihre Laune dann auch in den Keller?
Kaffee kann in Menschen Emotionen wecken. Oft genügt allein schon der Duft frischen Kaffees, um in emotionale Reaktionen auszulösen. Das trifft selbst auf Menschen zu, für die Kaffee in erster Linie ein Lieferant von Koffein ist und die gar keinen großen Wert auf seinen Geschmack legen. Aber auch Kaffeeexperten sind davor nicht sicher, selbst wenn sie Kaffee professionell verkosten.
Cuppings folgen einem strengen Regelwerk
In einer neuen Studie1 hat ein Team italienischer Forscherinnen und Forscher die Machbarkeit tragbarer Technologie demonstriert, um die emotionalen Reaktionen von Kaffeeexperten während der Verkostungen zu messen. Die Kaffeeverkostung beim sogenannten Cupping folgt zwar einem teils strengen Regelwerk und ist auch in weiten Teilen standardisiert, ist aber letztlich immer noch eine Beurteilung auf dem subjektiven Geschmacksempfinden der Kaffeeexperten. Und genau hier wollen die Italiener mit ihren Ergebnissen ansetzen und eine innovative Lösung zur Reduzierung von Beurteilungsverzerrungen anbieten, die sich aus traditionellen und subjektiveren Methoden der Kaffeequalitätsbewertung ergeben können.
Neben den standardisierten Fragebögen wurden die Kaffeeexperten bei einem Cupping-Wettbewerb in Mailand mit leicht invasiven, tragbaren Geräten ausgestattet. Diese überwachten ihre physiologische Reaktionen beim Probieren der einzelnen Kaffeeröstungen, indem sie mit Sensoren Herz, Gehirn und Haut überwachten. Oder um es medizinisch auszudrücken, die Tester bekamen ein EKG (Herz), EEG (Gehirn) und GSR (Haut).
"Diese Forschung könnte eine neue Perspektive in der sensorischen Analyse der Kaffeeverkostung eröffnen", bemerkte Lucia Billeci, Forscherin am Institut für Klinische Physiologie des Nationalen Forschungsrats Italiens (IFC-CNR) und Co-Autorin der Studie.
Die Ergebnisse zeigten signifikante Korrelationen zwischen diesen biomedizinischen Signalen und den Daten aus herkömmlichen Fragebögen in allen sensorischen Bereichen und bestätigten die Durchführbarkeit des Ansatzes zur Verbesserung der Qualitätsbewertung von Kaffee.
Hoffnungen auf Fortschritte durch KI
Für das Forscherteam ist die Objektivierung von Cupping-Ergebnissen allerdings nur eine mögliche Anwendungsmöglichkeit. Lucia Billeci geht davon aus, dass die Ergebnisse breitere Implikationen im Bereich des Neuromarketings haben könnten. „Dieser Ansatz, gekoppelt mit dem fortschreitenden Fortschritt von Werkzeugen der künstlichen Intelligenz, hält das Potenzial bereit, Verbrauchern bei der Auswahl einer Kaffeeröstung zu unterstützen, die sie wirklich als emotional befriedigend empfinden.“, so die Wissenschaftlerin weiter.
Das italienische Team sucht derzeit nach Finanzierungsmöglichkeiten, um andere Untersuchungen in spezifischen Anwendungsszenarien in der Kaffeebranche testen zu können, kann sich aber auch vorstellen die Ergebnisse zum Beispiel auf Weine und andere Lebensmittel oder Getränke auszudehnen.
Zusammenfassung:
Ein Team italienischer Forscher hat einen Weg gefunden durch Kaffeetrinken verursachte Emotionen zu messen. Die Erkenntnisse bestätigen nicht nur die Verbindung zwischen biomedizinischen Signalen und subjektiven Geschmacksempfindungen, sondern öffnen auch neue Wege für die professionelle Kaffeequalitätsbewertung und könnten zukünftig die Auswahlprozesse von Konsumenten beeinflussen. Dieser Ansatz verspricht, die Kaffeeverkostung durch Reduktion subjektiver Verzerrungen zu revolutionieren und könnte weitreichende Anwendungen im Neuromarketing finden, mit dem Potenzial, auch andere Bereiche wie Wein und Lebensmittel gute Dienste zu leisten.