Traurig, aber wahr: Deshalb landet Kakaopulver auf dem Cappuccino

KaffeeTechnik Seubert GmbH
2022-04-04 15:13:00 / Kaffeewissen / Kommentare 0
 Traurig, aber wahr: Deshalb landet Kakaopulver auf dem Cappuccino  -  Traurig, aber wahr: Deshalb landet Kakaopulver auf dem Cappuccino

  • Kakao als Abschluss des Cappuccinos sollte früher dazu dienen, geschmackliche Schwächen von Espresso und Milchschaum zu kaschieren.
  • Der Geschmack und die Färbung des Cappuccinos sollten heute ausschließlich aus der Kombination von Espresso und Milchschaum entstehen.
  • Italienische Touristen sind von Kakao auf dem Milchschaum verwirrt, da dies in Italien nicht üblich ist.

Als sich der Cappuccino in Deutschland durchzusetzen begann, hatte er noch wenig Ähnlichkeit mit dem italienischen Cappuccino. Statt mit Milchschaum, servierte man ihn mit einem kräftigen Klecks Schlagsahne. Damit war er jener österreichischen Kaffeespezialität, aus der sich der Cappuccino ursprünglich entwickelt hatte, weit näher als dem, was er dem Namen nach eigentlich sein sollte. Richtig gehört, die nach dem Espresso bei uns vielleicht bekannteste Kaffeespezialität wurde eigentlich von österreichischen Besatzern nach Italien gebracht. Die Italiener perfektionierten ihn aber im Laufe der Zeit zum Cappuccino, wie wir ihn heute kennen.

Auch aus hiesigen Kaffeekarten ist der Cappuccino heute nicht mehr wegzudenken. Und im Gegensatz zu einer italienischen Kaffeebar, wird man in Deutschland auch nicht schief angesehen, wenn man eine Tasse nach 12 Uhr Mittags trinkt. Der stolze Italiener hingegen würde dankend nach Mittag dankend auf eine Tasse verzichten. Genauso wie er auf noch etwas verzichten würde, den Kakao auf dem Milchschaum.

Sanft bestreut, oder als Masse auf den Milchschaum geklatscht, das Kakaopulver als letzter Schliff des Cappuccinos ist bei uns inzwischen so üblich geworden, dass wir die Frage „Darf es Kakao oben drauf sein?“, mit einem automatischen „Ja“ beantworten.

Italienische Touristen dagegen werden von der Frage eher verwirrt sein, denn Kakao (alternativ auch Zimt) auf dem Milchschaum kennt man dort nicht. Oder besser ausgedrückt, so eine Unsitte würde sich südlich der Alpen nie durchsetzen.

Der typische Geschmack, das herausgekitzelte Aroma eines Cappuccinos sollte ausschließlich aus der Kombination von Espresso und Milchschaum entstehen. Gleiches gilt für die typische Färbung des Getränks, die ebenfalls aus der Espresso-Milchschaum-Mischung entsteht. Offensichtlich hatten die ersten Baristi in Deutschland aber genau damit ihre Problem, denn ursprünglich sollte das Kakaopulver genau bei diesen beiden Punkten nachhelfen. 

Mit der zunehmenden Verbreitung von Espressomaschinen und der sich auch im Rahmen der Third-Wave-Coffee-Bewegung verbessernden Qualität des Kaffes sind solche Tricks heute aber nicht mehr notwendig. Das vielerorts automatisch Kakao auf den Cappuccino gestreut wird hat viel mit Gewohnheit und den Kundenerwartungen zu tun. Dabei kann die Extra-Prise Kakao heute sogar negative Auswirkungen auf das Geschmackserlebenis haben, weil eine dominante Kakoanote andere feinere Geschmäcker überdecken kann.