Kaffee und seine Herkunft,  Kaffeegeschichte(n)

So beeinflusst die Kaffeeaufbereitung Ihren Espresso

Die Kaffeeaufbereitung ist nach der Ernte der zweite große Schritt im Herstellungsprozess der Kaffeebohne. Damit die geernteten Kaffeekirschen nicht faulen oder gären, findet dieser Prozess in der Regel direkt auf den Kaffeefarmen statt. Dort haben die Farmer verschiedene Möglichkeiten, das Fruchtfleisch (Pulpe) vom Kern der Kaffeekirsche – der eigentlichen Kaffeebohne – zu trennen.

Kaffeekirschen werden auf einer Kaffeefarm aufbereitet
Geerntete Kaffeekirschen bei der Aufbereitung für den Export von Kaffeebohnen

Welche Kaffeeaufbereitungsmethoden gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Hauptmethoden der Kaffeeaufbereitung: die trockene (natürliche) Methode und die nasse (gewaschene) Methode. Aus diesen beiden Verfahren haben sich im Laufe der Zeit auch Mischformen entwickelt, die heute weit verbreitet sind.

Natürliche (trockene) Aufbereitung

Die älteste Methode ist die natürliche Trocknung. Dabei werden die frisch geernteten Kaffeekirschen auf festem Boden oder auf speziellen Trockentischen gleichmäßig ausgebreitet. Das Trocknen dauert in der Regel zwei bis drei Wochen, kann aber – je nach Klima – bis zu fünf Wochen in Anspruch nehmen. Um Schimmelbildung zu vermeiden, müssen die Kirschen regelmäßig gewendet werden.

Gewaschene (nasse) Aufbereitung

Schneller geht es mit der nassen Aufbereitung, auch Washed Coffee genannt. Hierbei wird mithilfe von reichlich Wasser und speziellen Mühlen das Fruchtfleisch von den Kaffeekernen getrennt. Eine Verarbeitungsladung dauert etwa acht Stunden, gefolgt von weiteren Reinigungsschritten, bis die Bohnen vollständig fruchtfleischfrei sind und transportiert werden können.

Honey Processing – das süße Mittelding

Eine beliebte Mischform ist das sogenannte Honey Processing – wobei kein Honig verwendet wird. Der Name beschreibt vielmehr die Süße, die durch das Verfahren entsteht. Je nach gewünschtem Süßegrad unterscheidet man White, Red und Black Honey. Beim Prozess werden nur Teile des Fruchtfleischs und der Häutchen entfernt; der Rest bleibt während des Trocknens an der Bohne. Eine ähnliche Methode ist das Pulped Natural Processing, das vor allem in Brasilien verbreitet ist.

Vergleich der Aufbereitungsmethoden

MethodeAufwandWasserverbrauchGeschmack / AromatikTypische Herkunftsländer
Natural (Trocken)Hoch (lange Trocknung, viel Handarbeit)Sehr geringFruchtig, süß, körperreichÄthiopien, Brasilien, Jemen
Washed (Nass)Mittel (schneller, maschinell unterstützt)HochKlar, ausgewogen, säurebetontKolumbien, Kenia, Guatemala
Honey ProcessingMittel bis hochGering bis mittelSüß, komplex, balanciertCosta Rica, El Salvador, Brasilien

Welche Aufbereitung ist besonders gut für Espresso geeignet?

Die Aufbereitung nach der Ernte ist nur einer von vielen Faktoren für die spätere Espressoqualität – aber einer der entscheidendsten. Sie bestimmt, welche Geschmacksnoten die Bohne aus der Kaffeekirsche mitnimmt. Die natürliche Methode hat dabei den größten Einfluss: Durch die längere gemeinsame Trocknung mit der Frucht nehmen die Bohnen intensive, fruchtige und zitrusartige Aromen auf. Diese machen sie besonders interessant für Espressoröstungen, die ein komplexes, lebendiges Geschmacksprofil anstreben.

Auch beim Rösten zeigen sich Vorteile: Trocken aufbereitete Bohnen lassen sich oft bei niedrigeren Temperaturen rösten, wodurch sie ihre fruchtige Note und natürliche Süße besser bewahren.

Warum wird natürlich aufbereiteter Kaffee seltener verwendet?

Trotz geschmacklicher Vorteile wird die Washed-Coffee-Methode heute häufiger eingesetzt – selbst in Regionen, in denen Wasser knapp ist. Der Grund liegt im geringeren Arbeitsaufwand und der schnelleren Verarbeitung. Diese Methode ist damit oft wirtschaftlicher, auch wenn sie ressourcenintensiver ist.

Natürliche und Mischmethoden finden sich vor allem im Bereich der Spezialitätenkaffees, wo Qualität, Nachhaltigkeit und besondere Aromatik im Vordergrund stehen.

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Tobias Hoffmannswald, geboren und aufgewachsen in Stuttgart, entdeckte seine Leidenschaft für Kaffee bereits in jungen Jahren. Verantwortlich dafür machte er den Duft frischen Kaffees, der stets in der Bäckerei seiner Eltern lag. Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, zog es Tobias hinaus in die Welt. Seine Faszination für Kaffee führte ihn nach Mittelamerika, wo er sich in Honduras und später El Salvador den Kaffeeanbau ganz genau ansah. Zurück in Deutschland, entschied sich Tobias, seine Begeisterung für Kaffee zu professionalisieren. Er ließ sich zum Barista ausbilden. Mit frisch erworbenem Fachwissen und einer tiefen Wertschätzung für die Kunst des Kaffees suchte Tobias nach Möglichkeiten, seine Vision zu teilen und anderen die Welt des Kaffees näherzubringen. Über den ein oder anderen Umweg fand er diese Möglichkeit schließlich in Würzburg, wo er seit 2023 das Team von KaffeeTechnik Seubert mit seinem Baristaskills unterstützt.

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