Dauerregen im Café: Der verrückte Kaffeetrend aus Korea
Zusammenfassung: Regen beeinflusst den Kaffeegeschmack messbar: Hohe Feuchtigkeit erfordert eine Mahlgrad-Anpassung, um Bitterkeit zu vermeiden. Der „bessere“ Geschmack, den viele erleben, ist jedoch psychologischer Natur, verstärkt durch die Wohlfühlatmosphäre und einen erhöhten Melatoninspiegel. Am Ende gilt: Für ein intensiveres Aromaerlebnis mag es besser sein, für den perfekten Espresso braucht es den Barista-Trick.
Das Schweizer Nachrichten-Portal 20min berichtet über den neuesten TikTok-Hotspot in Südkorea. Das Café Rainreport lockt seine Gäste mit einer eher ungewöhnlichen Attraktion, im Innenhof des Cafés regnet es – und zwar auch dann, wenn im Rest von Seoul die Sonne scheint.
Doch obwohl es an einem regnerischen Tag durchaus angenehm sein kann, mit einer Tasse heißen Kaffee durch das Fenster nach draußen zu sehen, ist das nicht der eigentliche Grund für den Dauerregen in den beiden Filialen von Café Rainreport. Die Koreaner sagen, der Kaffee schmeckt bei Regen besser.
Schmeckt Kaffee bei Regen anders?
Unterschiedlicher Luftdruck und Luftfeuchtigkeit lässt Kaffee bei Regen anders schmecken als bei trockenem heißen Wetter. Zusätzlich kann Regenwetter beim Menschen psychologische Reaktionen auslösen, die ihn besonders empfänglich für bestimmte Geschmacksnoten des Kaffees machen.
Schmeckt Kaffee bei Regen besser?
Wir bezweifeln es, zumindest was die physikalischen Aspekte angeht. Regen senkt den Luftdruck, was dazu führt das auch der Siedepunkt von Wasser leicht sinkt. Die Temperatur ist aber ein entscheidender Faktor für einen wohlschmeckenden Kaffee. Bei einem hohen Luftdruck liegt der Siedepunkt von Wasser unter 100°C. Da bei besonders hellen Röstungen die perfekte Brühtemperatur für einen Espresso schon mal bei 96°C liegen kann und sich der Effekt praktisch nach unten fortsetzt, kommt dann oft ein Espresso in die Tasse, der weniger vollmundig schmeckt, als hätte man ihn unter idealen Bedingungen gebrüht. Außerdem kann er „dünn“ wirken, weil die Extraktion der Aromen unterentwickelt war.
Eine hohe Luftfeuchtigkeit kann bereits vor dem Brühvorgang Schaden anrichten, in dem sie das frisch gemahlene Kaffeepulver verklumpen lässt. Sorgt der Barista dann nicht dafür, dass sich die Kaffeeklümpchen wieder auflösen, kann eine Überextraktion des Espresso die Folge sein. Das lässt den Espresso bitterer schmecken als er eigentlich sollte.
Barista-Tipp
Passen Sie bei hoher Luftfeuchtigkeit den Mahlgrad des Kaffeepulvers an. Ein gröberer Mahlgrad lässt das Pulver nicht so leicht verklumpen.


Und die Psychologie?
Kaffee ist auch für uns ein Wohlfühlgetränk. Deshalb wissen wir, nicht alles am Kaffeegenuss ist eine Frage der richtigen Maschineneinstellung oder der Physik an sich. Und was wie vom Café Rainreport gesehen haben, sieht schon sehr cozy aus. Man kann sich also gut vorstellen, dass einem der Kaffee dort nochmal ein bisschen besser schmeckt als in einen schmucklosen weltweit einheitlichen Coffeeshop.
Einen wissenschaftlichen Beweis dafür, das Regen alleine unser Geschmacksempfinden bei Kaffee verändert, konnten wir nicht finden. Viel deutet aber darauf hin, dass eine Tasse Kaffee an einem verregneten Herbsttag anders schmeckt, weil der wegen Lichtmangels erhöhte Melatoninspiegel uns Bitterstoffe und den Säureanteil des Kaffees besser herausschmecken lässt.
Unser Fazit
Ja, Regen kann den Geschmack von Kaffee durchaus beeinflussen. Allerdings werden nur Freunde eines hohen Säuregehalts und einer gewissen Bitterkeit den Geschmack wirklich als besser wahrnehmen. Da die Masse des Publikums aber noch immer an 100% Arabica gewöhnt ist und Säure oder Bitterkeit eher negativ bewertet, dürft er den meisten Kaffeetrinkern im Zweifel sogar etwas schlechter schmecken.
Quelle: Café Rain Report: In diesem Café in Südkorea regnet es jeden Tag – 20 Minuten
Titelbild mit KI generiert
