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Kaffee und Medikamente: der große Ratgeber

KI generiertes Bild

Für viele gehört der erste Kaffee am Morgen einfach dazu – oft direkt nach der Einnahme der täglichen Medikamente. Doch genau hier lauert eine häufig unterschätzte Gefahr: Kaffee kann die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen – manchmal sogar erheblich. Der Grund liegt im Koffein und den enthaltenen Bitter- und Gerbstoffen, die den Stoffwechsel von Medikamenten verändern oder deren Aufnahme im Darm hemmen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte deshalb genauer hinschauen und mögliche Wechselwirkungen kennen.

Warum Kaffee auf Medikamente wirkt

Kaffee beeinflusst den Körper auf mehreren Ebenen:

  • Koffein regt das zentrale Nervensystem an, beschleunigt Herzschlag und Stoffwechsel.
  • Gerbstoffe (Tannine) können Wirkstoffe im Magen-Darm-Trakt binden und deren Aufnahme blockieren.
  • Das Enzym CYP1A2 in der Leber baut sowohl Koffein als auch bestimmte Medikamente ab – es kommt zu Konkurrenz.

Die drei Bestandteile von Kaffee können in Kombination mit Medikamenten zu unterschiedlichen Wechselwirkungen führen. Medikamente wirken schwächer, stärker oder länger als beabsichtigt. Aber auch die Wirkung von Koffein auf den Körper kann abgeschwächt oder verstärkt werden. Darüber hinaus spielt auch die individuelle Koffeinempfindlichkeit eine Rolle: Manche Menschen reagieren schon auf eine kleine Tasse Kaffee sehr sensibel, während andere deutlich mehr vertragen.

Besonders wichtige Wechselwirkungen mit Kaffee

1. Schilddrüsenmedikamente (L-Thyroxin)

Kaffee kann die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm um bis zu 50 % reduzieren. Das bedeutet: Das Hormon kommt nicht in ausreichender Menge im Blut an, Symptome einer Unterfunktion können zurückkehren. Studien belegen, dass sich die Wirkung bei einem zu geringen Abstand zwischen Einnahme und Kaffeegenuss deutlich verschlechtert. Deshalb sollte L-Thyroxin stets mit einem Glas Wasser und auf nüchternen Magen eingenommen werden.

2. Psychopharmaka (Antidepressiva und Antipsychotika)

Medikamente, die zum Beispiel gegen Depressionen oder verwandte Erkrankungen verschrieben werden, bauen auf unterschiedlichen Wirkstoffen auf, die entsprechend unterschiedlich mit Kaffee (vor allem dem Wirkstoff Koffein) wechselwirken. Die wichtigsten Wirkstoffgruppen haben wir für Sie zusammengestellt:

  • SSRI (z. B. Sertralin, Citalopram): Kaffee kann deren Aufnahme verringern und die Wirkung abschwächen.
  • SNRI (z. B. Venlafaxin): Kaffee kann Unruhe- oder Angstzustände verstärken, bei geringem oder normalen Konsum kommt es aber kaum zu Wechselwirkungen.
  • Trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin): Sie und Koffein konkurrieren um denselben Abbauweg in der Leber. Das kann Nebenwirkungen wie Herzrasen oder Nervosität verstärken.
  • Clozapin (Antipsychotika): Schon zwei Tassen Kaffee können die Blutspiegel fast verdoppeln – mit Risiko für Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder Herzprobleme.

Auch wenn Kaffee nicht grundsätzlich verboten ist, sollten Betroffene ihre Reaktionen genau beobachten und bei ungewöhnlichen Symptomen ärztlichen Rat einholen.

3. Asthmamedikamente (Theophyllin)

Theophyllin ist dem Koffein chemisch sehr ähnlich. Beide werden über dasselbe Enzym abgebaut. Trinken Betroffene zusätzlich Kaffee, steigt die Gefahr für Überdosierungssymptome wie Zittern, Unruhe oder Herzrhythmusstörungen. Besonders kritisch kann es sein, wenn Theophyllin über längere Zeiträume eingenommen wird, da sich die Effekte addieren.

4. Antibiotika

Einige Antibiotika (z. B. Gyrasehemmer) bremsen den Koffeinabbau. Das Koffein bleibt länger im Körper und verstärkt unerwünschte Effekte wie Schlafstörungen, Herzrasen oder Schweißausbrüche. Wer während einer Antibiotika-Therapie regelmäßig Kaffee trinkt, sollte auf seinen Körper hören und gegebenenfalls die Menge reduzieren. Auch der Zeitpunkt der Einnahme spielt eine Rolle: Je größer der Abstand zwischen Medikament und Kaffee, desto geringer das Risiko für Nebenwirkungen.

5. Herz- und Blutdruckmedikamente

  • Betablocker: Kaffee kann die blutdrucksenkende Wirkung abschwächen.
  • Herztabletten: Manche Präparate wirken stärker in Kombination mit Kaffee – Schwindel und Herzrasen sind mögliche Folgen.

Gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann die zusätzliche Belastung durch Koffein gefährlich sein. Daher empfiehlt es sich, den Kaffeekonsum mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und gegebenenfalls auf koffeinarmen oder entkoffeinierten Kaffee umzusteigen.

6. Schmerzmittel (Paracetamol, ASS, Ibuprofen)

Bei nicht wenigen rezeptfreien Schmerzmitteln ist Koffein ein Bestandteil des Medikaments. Schon als Bestandteil einer Tasse Kaffee kann Koffein bei leichten Kopfschmerzen Linderung bringen. Wechselwirkungen sind entsprechend selten, allerdings kann das zusätzliche Koffein natürlich die Wirkung verstärken und zu Schlafstörungen oder Nervosität führen.

7. Mittel bei Osteoporose

Die Gerbstoffe (Tannine) im Kaffee können mit den Wirkstoffen der Medikamente chemische Verbindungen eingehen, die dann im Darm nicht mehr gut vom Körper aufgenommen werden können. Die Wirksamkeit des Medikaments wird dadurch deutlich verringert. Es empfiehlt sich also eine gewisse Zeit zwischen Medikamenteneinnahme und der Tasse Kaffee verstreichen zu lassen.

Praktische Tipps für den Alltag

Infografik zum Thema was bei Kaffeegenuss und Medikamenten zu beachten ist.
  • Medikamente immer mit Wasser einnehmen – nie mit Kaffee.
  • Zeitlichen Abstand beachten: 30–60 Minuten zwischen Medikamenten (besonders bei L-Thyroxin und Osteoporosemitteln) und Kaffeegenuss warten.
  • Individuell reagieren: Jeder Mensch baut Koffein unterschiedlich schnell ab. Achten Sie auf Symptome wie Herzrasen, Nervosität oder Schlafstörungen.
  • Dosierung im Blick behalten: Nicht nur Medikamente, auch die Menge an Kaffee spielt eine Rolle. Mehrere Tassen kurz hintereinander steigern das Risiko von Nebenwirkungen.
  • Im Zweifel fragen: Ärztin oder Apotheker kann prüfen, ob Ihr Medikament mit Kaffee verträglich ist.

Fazit

Kaffee ist Genussmittel und Wachmacher – doch in Kombination mit bestimmten Medikamenten kann er zur ernsthaften Gesundheitsgefahr werden. Besonders bei Schilddrüsenhormonen, Psychopharmaka, Asthmamedikamenten und Herz-Kreislauf-Präparaten sind Wechselwirkungen gut belegt. Die wichtigste Regel lautet daher: Medikamente mit Wasser einnehmen und Abstand zum Kaffeegenuss halten.

Ein genereller Verzicht auf Kaffee ist nur in seltenen Fällen wirklich nötig. Wer Kaffee bewusst, in Maßen und mit zeitlichem Abstand zu seinen Medikamenten genießt, kann ihn in den meisten Fällen weiterhin trinken. Wichtig ist, die eigene Situation zu kennen, Warnsignale ernst zu nehmen und bei Unsicherheiten medizinischen Rat einzuholen.

Quellen und weitere Informationen:

Hinweis: Bilder teilweise KI generiert

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Clarissa Schneider, geboren und aufgewachsen in Coburg, zog für ihr Studium nach Würzburg, wo sie ihre Leidenschaft für Espresso entdeckte. Während ihres Studiums arbeitete sie als Kellnerin in einem gemütlichen Café, wo sie ihre ersten Erfahrungen mit der Zubereitung und dem Genuss von Espresso machte. Diese Zeit prägte sie nachhaltig und weckte in ihr eine tiefe Begeisterung für die Kunst der Kaffeezubereitung. Seitdem hat Clarissa ihre Liebe zu Espresso nicht mehr losgelassen. Als leidenschaftliche Kaffeeliebhaberin und Autorin teilt sie ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrungen gerne mit anderen. Sie schreibt an dieser Stelle die feinen Nuancen des Espresso-Genusses, die neuesten Trends der Kaffeeszene und die faszinierende Welt des Kaffeeanbaus. Bei KaffeeTechnik Seubert ist Clarissa außerdem in der Kundenbetreuung tätig und managet zusätzlich unseren Marese Club.

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